Finca "Casa do sol" (Rio de Janeiro)

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BastienMarc...
Gelöschter Benutzer

Finca "Casa do sol" (Rio de Janeiro)

von BastienMarchette am 19.12.2011 18:43

*mit hämmerndem Herzen und schweißnassen Haaren aus dem Alptraum hochfahre, der mich in den letzten Minuten, Stunden, gefühlten Tagen fest umklammert hielt, mich mit Dingen konfrontierte, die mir selbst im Traume die Luft abschnürten, als hätte mich eine Eisenstange hart an der Brust getroffen, und sich, immer wiederkehrend, nur schwer mehr abschütten lässt; mit immer noch in meinem Ohr rauschenden Blut an die Decke sehe, wo ich unter meinem Tränenschleier die Konturen eines sich gemählich drehenden Ventilators erkennen kann, im Schatten, der von dem matten Licht, welches durch die heruntergeklappten Jalousinen fällt, geworfen wird*
*schließlich aber nicht umhin kann mich ächzend aufzusetzen, da sich nun in meinem vom stundenlangen Training gestählten Körper die Erregung breit macht, welche mir schon seit Jahr und Tag geholfen hat, die Herausforderungen, die mir das Leben in den Weg stellte, mit kühler Logik zu meistern - wie sagte schon mein alter Lehrer: "Emoção impede erros"* 
*mir durch mein honigblondes Haar fahre und noch einmal den Blick durch das Zimmer mit seinen karg getünchten Wänden, von denen zwei mit Flaggen Brasiliens ausgefüllt wurden, den mönchischen Nischen der Fenster, hinter denen man die Slums erahnen kann, die nur durch schwach bewachsene Höhen von den Häusern der Schönen und Reichen getrennt sind (die Kluft zwischen Arm und Reich - einer der vielen zu krassen Gegensätze, die Teil der Identität dieser Stadt, des Landes überhaupt zu sein scheinen und die mich immer anwiderten), und dem grauen Radiowecker, der in rot blinkenden Lettern "15:30" anzeigt, schweifen lasse, bevor ich zufrieden nach meiner gepackten Tasche greife* 
*mir da erst der Brief aus gelblichem Pergament auffällt, welchen ich zusammengefaltet und so ein Foto habe beherbergen lassen, und nun, gemeinsam mit dem Bild, das eine lachende Frau mit ebenfalls blondem Haar zeigt, auf dem Boden liegt, da er vom Rand meines Reisekoffers gefallen ist: mit zitternden Händen danach greife und sofort wieder die Erinnerung an das Geschehen da ist, welches mich nun zwingt das Land, meine geliebte Heimat und doch nicht Ort meiner Geburt zu verlassen und kurz die Augen schließe, um nicht an das scheinbar in meine Netzhaut eingebrannte Bild einer verstümmelten Leiche und den erpresserischen Inhalt des Briefes zu denken, der mich zur Flucht zwingt* 

Perdoar mãe, me, eu não quero isso. Eu poderia torná-lo apenas invertido. Eu faria tudo, tudo, tudo, só para não mais com essa dívida para ser afetado negativamente. Ele atormenta me, roubando me respirar o ar e. . . Mamãe, eu quero que não fora do lugar onde eu encontrei você, mas eu deve. Há a fazer uma coisa, muito rapidamente e então. . . talvez pode voltar em algum ponto. Talvez. Se minha dívida é expiou.

*nach meinen verzweifelt ausgesprochenen Worten über das Foto streiche, als könnte ich so die Wange meiner Mutter berühren, voll kindischer Hoffnung, die so oft als betrügerisch entlarvt wurde: meine Mutter war tot. Tot. Tot. Tot. Wann würde ich das endlich verstehen?* 
*mir rasch die brennenden Tränen aus den Augenwinkeln wische, die alles zerstören könnten und tief durchatme, nur um die Kontrolle über mich zu behalten, bevor ich nach dem sicher in meiner Hosentasche verstauten Zauberstab und meinem falschen Pass taste, der mich als "Bastien Marchette", einem frei erfundenen Franzosen, ausweist und schließlich das Foto und den Erpresserbrief in der Seitentasche meiner Tasche verstaue*
*dann endlich in den Kamin trete und nicht mehr zurückblicke, da nun ein Abschnitt meines Lebens begonnen hat, der keinen Raum mehr für Sentimentalitäten lässt; spüre, wie die grünen Flammen meinen Körper umzüngeln und laut und deutlich "London, Tropfender Kessel" sage, bevor ich auch schon wirbelnd im Flohnetzwerk verschwinde*   

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